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Amba und seine Transformaton durch die Akademische Reitkunst
 

Transformation von Amba duch das Training nach der Akademischen Reitkunst

Ich durfte in den letzten Jahren viele Pferde in der AR ausbilden. Jedes dieser Pferde hat sich körperlich wie auch geistig verändert. Manche hatten vorher schon einen perfekten und harmonischen Körperbau und haben nur an Muskulatur aufgebaut. Andere Pferde haben regelrecht eine Transformation durchlebt. Es gab ganz unterschiedliche Voraussetzungen: Pferde die völlig roh als Wildpferd zu uns kamen, Pferde mit schlechten Erfahrungen, Pferde die schon geritten waren und umtrainiert werden mussten. Jedes dieser Pferde ist körperlich schöner, geistig stabiler und selbstbewusster geworden. Am Ende haben alle die Nähe des Menschen gesucht, haben sich bereitwillig von der Herde trennen lassen und waren Partner auf Augenhöhe.

 

Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist das Farmpferd Amba. Er kam als 4-jähriger Hengst zu uns. Amba war roh und hatte bis zu diesem Zeitpunkt den Menschen nur aus sicherer Entfernung betrachtet. Körperlich brachte er einige Baustellen mit. Er hatte einen sehr ausgeprägten, tief angesetzten Hals mit natürlichem Axthieb. Der Körper war eher schmächtig mit einer nach hinten herausstehenden und schlecht bemuskelten Hinterhand. Sein Charakter war unsicher und aufgekratzt. Er hatte einen wachen Blick dem nichts entging mit einer hohen Kopfhaltung.

 

Wir haben ihn zunächst an das Halfter und an den Menschen gewöhnt. Er wurde kastriert, nach der Abheilung starteten wir mit dem Training. Amba hat nach Jahren des Trainings im Sinne der Akademischen Reitkunst die Stufe 8, Formgebung der Oberlinie, erreicht. In Stufe 8 verbessert sich die Muskulatur, sodaß das Pferd den Reiter in den Gangarten immer besser tragen kann. 

 

Amba hatte anfangs sehr große Schwierigkeiten sich selbst zu tragen, besonders mit der Hinterhand trat er kurz und entwickelte viel Schub. Dies hat der Reiter deutlich gespürt da Amba sich extrem auf die Hand gelegt hat und dem Reiter unterm Sattel davongeeilt ist. Sein Trab war hart und sehr unbequem für den Reiter.  Beim Training  mußte Amba immer wieder aufgefordert werden zum Körperschwerpunkt zutreten, damit er sich selber tragen kann. Dies führte zu einer immer besser werdenden Losgelassenheit, soll heißen, die Schubkraft wurde zur Tragkraft umgewandelt.

Ambas Unterhals und auch der Axthieb konnten weg trainiert werden, Die Hinterhand formte sich ebenfalls sehr schön und kräftig. Nach Jahren der Arbeit konnte er in einer gelassenen und ruhigen Selbsthaltung geritten werden. Auch sein Selbstvertrauen wuchs, sodaß er von einem eher unsicheren Pferd zu einem selbstsicheren Führpferd wurde, das auch Verantwortung in der Herde übernommen hat. Sein Körper und seine Persönlichkeit konnten durch das Training sichtlich transformiert werden.

 

Zur Verdeutlichung folgen nun einige Bilder aus verschiedenen Phasen des Trainings.

Entwicklung des Halses von 2014 bis 2017

        2014                                                                                                                                  2015

 

 

 

 

 

 

 

      2016                                                                                                                                     2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                             

 

Entwicklung der Hinterhand von 2014 bis 2017

2014                                                                                                                                             2015

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2016                                                                                                     2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einige Ganzkörperaufnahmen

 

 

2014                                                                                                                   2015

 

 

2016                                                                                                                      2017 im Arbeitstrab

 

 


 

2017 im versammelten Trab in wunderschöner Selbsthaltung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Akademische Reitkunst als physiotherapeutische, osteopathische und psychomotorische Reitlehre

In der Akademischen Reitkunst werden ausschließlich Lektionen gelehrt und umgesetzt, die die Grundgangarten und das Gebäude des Pferdes verbessern sollen. Lektionen die nicht förderlich für das Gebäude und die Grundgangarten sind werden als Antilektionen bezeichnet. Tritt ein Pferd mit dem Hinterfuß in den Boden entsteht eine Kraft. Diese Kraft sollte gerade auf die Gelenke wirken. Dies ist nur der Fall, wenn das Pferd exakt zum Schwerpunkt tritt. Somit wirken keine schädlichen Scherkräfte auf die Gelenke ein. Das tägliche Training des Pferdes sollte zur täglichen Physiotherapie werden.

 

Schon Xenophon sagte:“ Reite die Hinterbeine vorwärts unter den Bauch des Pferdes hinein.“

 

Ich konnte viele Jahre beobachten wie sich Pferde unter der AR in körperlicher und psychischer Beziehung zum Positiven verändern. Dies tat ich zunächst rein intuitiv und weil es mir von meinen Trainern so vermittelt wurde. Eine Beurteilung aus physiotherapeutischer Sicht ist mir nun auch möglich.

Durch die Equipathie können Bewegungseinschränkungen und Ungleichgewichte im Körper verbessert und behoben werden, Selbstheilungskräfte werden aktiviert.  Jedoch ist es oft mit ein paar Behandlungen nicht getan. Nicht selten bestehen die Läsionen schon etwas länger und der gesamte Bewegungsapparat hat sich auf die Kompensation eingestellt. Es kann durchaus sein, dass sich Muskeln, Sehnen, Bänder und Psyche so entwickelt haben, dass die betroffenen Gelenke und Knochen immer wieder in die eigentlich unerwünschte Haltung zurückgezogen werden. Ein ganzheitlicher Ansatz ist notwendig. Die richtigen Bewegungsmuster müssen gefördert werden, um die Funktion des Bewegungsapparates wieder herzustellen. 

An diesem Punkt greifen akademische Reitkunst und Equipathie ineinander über.

 

Ein wichtiger Aspekt in der AR ist das Kiefergelenk. Für ein entspanntes Pferd braucht man einen entspannten Unterkiefer. Jede Bewegung am Zügel wirkt sich über den Kiefer auch über den ganzen Körper des Pferdes aus. Wird Spannung im Kiefer verursacht setzt sich das fort im Hals, über den Thorax  bis hin zur Hinterhand. Verspannungen stören die gesunde Biomechanik des Körpers.

 

Auf dem Zirkel wird an Stellung und Biegung gearbeitet. Das Pferd braucht eine gute vertikale Balance um die Kreislinie zu halten ohne auf die innere oder äußere Schulter zu fallen. Zwischen Occiput und Atlas entsteht die Stellung. Diese Stellung ist besonders wichtig um eine korrekte Rotation der einzelnen Wirbel auszulösen um die korrekte laterale Biegung zu erarbeiten. Ist das Pferd korrekt gestellt und gebogen vom Atlas bis zum Becken kommt die innere Hüfte nach vorne. Dies ist eines der ersten Schritte die man in der AR lernt: Biegung uns Stellung im Stehen, die Hüfte soll bei dieser Übung nach vorne, innen schwingen.

 

Der Motor des Pferdes sind die Hanken. Um diese Energie nach vorne zu tragen muss das Pferd locker sein. Angespannte Pferde haben mangelnde Beweglichkeit in den Wirbeln, Becken und Rippen, so ist eine Übertragung von hinten nach vorne nicht möglich. Das dreidimensionale Schwingen der Wirbelsäule und die Rotation der Brust ist nur möglich bei entspannten Pferden die keine Blockaden haben. Hierbei ist eine hohe Schubkraft eher hinderlich. Ein hohes Maß an Tragkraft ist erstrebenswert um das horizontale Gleichgewicht zu fördern.

Pferde die nicht gut ausbalanciert sind fallen durch zu viel Schwung und Schub und durch zu hohes Tempo automatisch auf die Vorderhand, deshalb wird in der Akademischen Reitkunst zuerst an der Tragkraft und an der Balance gearbeitet. Nur ein sich tragendes Pferd kann mit dem Rücken nach oben schwingen und Stabilität in den Gelenken bekommen. Arbeitet man das innere Hinterbein zu Schwerpunkt, kommt die äußere Schulter hoch und der Brustkorb kann rotieren.

 

Pferde die nach der Akademischen Reitkunst gearbeitet werden sind beweglich, biegsam und geschmeidig. Auch haben sie eine ausgezeichnete Balance. Dies merkt man deutlich bei den osteopathischen Testungen. Die Pferde sind auch gut bemuskelt und haben ein neugieriges offenes Wesen. Ein weiterer Aspekt, dass man die AR als physiotherapeutische und psychomotorische Reitlehre bezeichnen kann ist die Tatsache, dass einige Übungen dieser Reitlehre im Stehen ausgeführt werden und fester Bestandteil der Lehre sind. Diese Arbeit am stehenden Pferd kann schon als equipathische Behandlung betrachtet werden. Durch diese kleinen Bewegungen werden Gewebe und Gelenke mobilisiert. So ist diese Arbeit auch eine Methode der Reha-Behandlung von Pferden. Das bedeutet, dass in einer Phase der Rekonvaleszenz, das Pferd trotzdem entsprechend dem Erlaubten und seiner Fähigkeiten, trainiert werden kann. Hierzu zählen Übungen wie:

Verlagerung des Gewichtes auf die rechte oder linke Seite indem abwechselnd die rechte oder linke Schulter mit einer Gerte berührt wird. Aus der Equipathie kennen wir Schunkelungen am Wiederrist, hier schließt sich der Kreis von der AR und der Equipathie.

Auswirkungen dieser Übung: durch das Berühren der Schulter wird das Nervensystem des Pferdes so stimuliert, dass die Aufmerksamkeit auf diesen speziellen Bereich fokussiert wird, Stimulation und Stärkung der thorakalen Muskelschlinge durch Abbau von Verspannungen in den Faszien und Muskeln, Förderung der Schultersensibilität, Stimulation der Rotation der BWS, Stimulation des gesamten thorakalen Knochenapparates inkl. des Sternums, der Rippen und der BWS, lösen des CTÜ

Verlagerung des Gewichtes auf die Hanken (Impuls über den Nasenrücken mit Kappzaum) in korrekter Stellung und Biegung. Bei richtiger Ausführung der Übung schwingt die Hüfte der jeweils inneren Seite nach vorne. Bei sensibler Umsetzung können Widerstände in der WS aufgespürt werden. Diese Übung ist ein Kruppeherein im Stehen. Wenn man einen Widerstand spürt wird die Übung aufgelöst indem man in ein Schulterherein in vorwärts-abwärts übergeht.

Auswirkungen dieser Übung: Stimulation und Stärkung der thorakalen Muskelschlinge und Faszien durch Abbau von Verspannungen, Stimulation und Stärkung der Muskeln und Faszien der Hinterhand, Mobilisation der Gelenke in der Hinterhand, Stimulation der Rotation der WS, Verbesserung des Gleichgewichtes und Körpergefühls.  Auch hier kann durch ein Berühren der Kruppe mit der Gerte der Fokus des Pferdes auf die Hinterhand gelenkt werden. Dies kann soweit trainiert werden bis man zum Schulhalt oder sogar zu der Levade kommt.

Absenken des Kopfers (Impuls über den Nasenrücken mit Kappzaum) in korrekter Biegung und Stellung. Diese Übung ist ein Schulterherein im Stehen.

Auswirkung dieser Übung: Abbau von Verspannungen in den Faszien und Muskeln, Schaffung von mehr Platz zwischen den Wirbeln der HWS, Stimulation der Rotation der WS, Verbesserung des Gleichgewichtes und Körpergefühls, Schaffung einer mentalen Entspannung.

 

Fazit

Eine osteopathische Behandlung macht nur dann Sinn, wenn sich auch das Training entsprechend positiv auf den Körper einwirkt und ihn verbessert. Gelingt dies, wird man mit einer Selbsthaltung und Losgelassenheit belohnt. Ist das Pferd gut gymnastiziert sollten sich auch keine schwerwiegenden osteopathischen Themen ergeben. Lernt das Pferd, das die richtigen Bewegungen förderlich sind, wirkt sich das auch positiv auf das Gleichgewicht und die Psychomotorik aus. Das Pferd lernt mit diesem Training seinen Körper besser zu fühlen. Durch das korrekte Training findet immer wieder die Verknüpfung zu Hinterhand statt, das Pferd lernt, das es mit der Hinterhand mehr Last aufnehmen kann. Der Schwerpunkt wird nach hinten verlagert, die Vorderhand wird entlastet. Das Pferd wird stolzer und schöner.

 

Die Osteopathische Therapie am Pferd wird also nur durch ein entsprechend angepasstes Training nachhaltig. Ohne dies kann die Therapie nicht erfolgreich sein, da Bewegungsmuster, die zu diesen Problemen geführt haben, nicht umgestellt werden. Aus dieser Erfahrung heraus halte ich es für besonders wichtig, dass der Therapeut in Bezug auf das Training auch beratend tätig wird. Der Therapeut sollte das korrekte Training selber kennen, bestenfalls auch selber beherrschen oder einen entsprechenden Trainer empfehlen können. Ein Zusammenführen der beiden Bereiche, Osteopathie und Training, ist deshalb als besonders sinnvoll zu betrachten. Aus meiner Sicht eignet sich das Trainingskonzept der Akademischen Reitkunst nach Bent Branderup besonders gut dazu. Die Osteopathie hilft, wenn Einschränkungen vom Körper nicht mehr selber aufgelöst werden können, die AR gibt dem Pferd trotz Reiter eine gute Bewegungskompetenz und fördert die korrekten Bewegungsabläufe. Besondere Erfolge ergeben sich dann, wenn das Pferd sich auch ohne die Einflussnahme des Menschen, also dann, wenn es sich frei bewegen kann, diese gute Bewegungskompetenz mitnimmt und nutzt.

Dies zeigt uns ganz deutlich das Beispiel von Pferd Amba, der obwohl er nur 2-3-mal in der Woche nach den Prinzipien der AR trainiert wurde und sein überwiegender Teil des Lebens aus Freizeit in der namibischen Steppe in der Herde bestand, seinen durch das Training umgeformten Körper nicht verloren hat.

 

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